Zu unreif, zu unreflektiert: so die gängigen Bedenken, als das Wahlalter in Österreich auf 16 Jahre gesenkt wurde. Doch sind diese Befürchtungen berechtigt? Gemeinsam mit Julian Aichholzer, Markus Wagner und Patricia Oberluggauer begleitet Sylvia Kritzinger vom Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien die Nationalratswahlen seit 2009 mit einer breit angelegten Studie. Zwischenfazit nach zehn Jahren Wahlrechtsreform: Die Jugend kennt die Tugend (doch).
Mit  der breit angelegten "Austrian National Election Study (AUTNES)"  unterziehen die WissenschafterInnen die österreichischen  Nationalratswahlen einer sozialwissenschaftlichen Analyse – und werfen  dabei auch einen Blick auf das Wahlalter. "Vor der Wahlrechtsreform gab  es sehr viele Diskussionen, ob minderjährige WählerInnen für den  Wahlprozess reif genug wären, ob eine Wahlaltersabsenkung auf 16 Jahre  notwendig sei, um die jüngere Bevölkerungsgruppe repräsentieren zu  können, oder ob dadurch gar die Wahlbeteiligung gesteigert werden könne.  Die Aufgabe der empirischen Sozialforschung ist es, diese Aspekte zu  untersuchen und eine Faktenlage zu schaffen", erläutert Kritzinger.
 
 Seit 2009 begleitet das AUTNES-Team die Nationalratswahlen mit einer umfassenden Analyse.
  Die ForscherInnen konnten feststellen, dass es in Bezug auf politische  Informiertheit und Partizipationswillen keine signifikanten Unterschiede  zu den WählerInnen zwischen 18 und 21 Jahren – in den meisten  EU-Ländern die ErstwählerInnen – gibt. Aus den Ergebnissen lassen sich  auch Unterschiede hinsichtlich Bildungshintergrund und Geschlecht  ablesen: Die 16- bis 18-Jährigen, die noch zur Schule gehen, sind  politischen Informationen mehr ausgesetzt als Auszubildende, die bereits  im Berufsleben stehen. Auch konnte festgestellt werden, dass die  Selbstwahrnehmung von minderjährigen Frauen in Bezug auf politisches  Wissen, nicht aber das politische Wissen an sich, geringer ist.
  Österreich ist in der Europäischen Union das bislang einzige Land, in  dem Wählen auf allen Ebenen ab 16 möglich ist und übernimmt damit im  internationalen Vergleich eine Vorreiterrolle.
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