Sylvia Kritzinger zu 'Wählen mit 16' aus den Ergebnissen der Austrian National Election Study

22.02.2018

Zwischen Erwachsenwerden und politischer Partizipation: Wählen mit 16

Zu unreif, zu unreflektiert: so die gängigen Bedenken, als das Wahlalter in Österreich auf 16 Jahre gesenkt wurde. Doch sind diese Befürchtungen berechtigt? Gemeinsam mit Julian Aichholzer, Markus Wagner und Patricia Oberluggauer begleitet Sylvia Kritzinger vom Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien die Nationalratswahlen seit 2009 mit einer breit angelegten Studie. Zwischenfazit nach zehn Jahren Wahlrechtsreform: Die Jugend kennt die Tugend (doch).

 

Mit der breit angelegten "Austrian National Election Study (AUTNES)" unterziehen die WissenschafterInnen die österreichischen Nationalratswahlen einer sozialwissenschaftlichen Analyse – und werfen dabei auch einen Blick auf das Wahlalter. "Vor der Wahlrechtsreform gab es sehr viele Diskussionen, ob minderjährige WählerInnen für den Wahlprozess reif genug wären, ob eine Wahlaltersabsenkung auf 16 Jahre notwendig sei, um die jüngere Bevölkerungsgruppe repräsentieren zu können, oder ob dadurch gar die Wahlbeteiligung gesteigert werden könne. Die Aufgabe der empirischen Sozialforschung ist es, diese Aspekte zu untersuchen und eine Faktenlage zu schaffen", erläutert Kritzinger.

Seit 2009 begleitet das AUTNES-Team die Nationalratswahlen mit einer umfassenden Analyse.
Die ForscherInnen konnten feststellen, dass es in Bezug auf politische Informiertheit und Partizipationswillen keine signifikanten Unterschiede zu den WählerInnen zwischen 18 und 21 Jahren – in den meisten EU-Ländern die ErstwählerInnen – gibt. Aus den Ergebnissen lassen sich auch Unterschiede hinsichtlich Bildungshintergrund und Geschlecht ablesen: Die 16- bis 18-Jährigen, die noch zur Schule gehen, sind politischen Informationen mehr ausgesetzt als Auszubildende, die bereits im Berufsleben stehen. Auch konnte festgestellt werden, dass die Selbstwahrnehmung von minderjährigen Frauen in Bezug auf politisches Wissen, nicht aber das politische Wissen an sich, geringer ist.
Österreich ist in der Europäischen Union das bislang einzige Land, in dem Wählen auf allen Ebenen ab 16 möglich ist und übernimmt damit im internationalen Vergleich eine Vorreiterrolle.

 

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